Ticketverkäufe gesellschaftlich ausgeglichen gestalten

Wie der SV Waldhof gestern bekannt gab, wird es für einen kleinen Kreis an Zuschauern möglich sein, das Pokalspiel gegen den SC Freiburg im Stadion zu verfolgen. Nimmt man die aktuelle Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg und die für die Geisterspiele erstellten Hygienekonzepte als Basis einer Schätzung, bleiben sicher nur sehr wenig ‚echte‘ Zuschauerplätze übrig. Diese Karten sollen nun zuallererst in Form von Tages-VIP-Karten angeboten werden, bevor dann die übrig gebliebenen Karten in der ersten Verkaufsphase für die letztjährigen Dauerkarteninhaber, Mitglieder und Herzbuwekarten-Inhaber freigeschaltet werden.Ticketverkäufe gesellschaftlich ausgeglichen gestalten

Auch wir wissen, dass die wenigen Karten die Nachfragen nicht annähernd befriedigen können. Selbst in den dunkelsten Oberliga-Jahren hätten sie nicht gereicht – bei letztjährig ca. 5000 verkauften Dauerkarten und einem Gegner aus der Bundesliga erst recht nicht. Es widerspricht aber unserer Vorstellung von Fußball und seiner gesellschaftlichen Verantwortung, wenn die Karten in erster Linie an das zahlungskräftige Publikumssegment gehen. Ein VIP-first-Prinzip sollte nicht zum Waldhof passen, passt nicht zum „Volkssport Fußball“ und ist auch mit den gern verwendeten Claims „Wir sind Waldhof“ und „Waldhof-Familie“ kaum vereinbar.

Mit der Coronapandemie ist der Konnex von Fußball und Gesellschaft deutlich geworden, aber damit vor allem auch, dass sich das Fußballgeschäft immer schneller und weiter von der es tragenden Basis entfernt. Gleichzeitig ist die aktuelle Krise in vielen der neu angestoßenen Diskussionen und Initiativen rund um die Entwicklung des Profifußballs aber auch als Chance erkannt worden, wieder zu mehr Bodenständigkeit und dem Erkennen der gesellschafltlichen Verantwortung zurückkehren zu können.

Wir fordern den SV Waldhof deshalb dazu auf, dieses Konzept noch einmal – und vor allem auch für zukünftige Spiele – zu überdenken und die Spiele möglichst allen gesellschaftlichen Schichten zugänglich zu machen. Eine sozial ausgewogene Vergabe der Plätze erscheint zwar auf den ersten Blick schwierig, sie ist aber symbolisch enorm wichtig, mit Blick auf aktuelle Entwicklungen im Fußball und der Gesellschaft eigentlich unumgänglich.

Für eine gemeinsame Ausarbeitung eines sozial gerechteren Konzeptes steht PRO Waldhof natürlich gerne zur Verfügung.