90 Minuten Mittagsschlaf auf dem Betzenberg

SVW zeigt derbyunwürdige Leistung auf dem Betzenberg / 850 Waldhof-Fans trotzen fanunfreundlicher Anstoßzeit

Der SV Waldhof Mannheim 07 e.V. hat es auch im vierten Anlauf nicht geschafft, die Zweitvertretung der Westpfälzer zu schlagen. Drei Niederlagen und ein Unentschieden lautet mittlerweile die bittere Bilanz. Besonders enttäuschend: Der gestrige Sieg der Rot-Weißen war völlig verdient. Einen Tag danach ist es sehr schwer hierfür die passenden Worte zu finden. Unsere Buwe machten vor dem Spiel einen sehr motivierten Eindruck auf uns, klatschen sich vor dem Gästeblock ein und wirkten fest entschlossen, kämpferisch ins Derby zu gehen. Warum sie dann exakt mit dem Anpfiff der Partie diese kämpferische Attitüde vermissen ließen, ist für uns ein großes Rätsel. Die „kleinen“ Lautrer legten dagegen genau das richtige Auftreten an den Tag und konnten kurz vor der Halbzeit das verdiente 1:0 markieren. Danach fanden unsere Spieler keine Mittel und Wege, um auch nur ansatzweise richtigen Druck aufzubauen, geschweige denn Torchancen zu erspielen. Darüber können auch ein nicht gegebener Handelfmeter sowie ein gut gehaltener Freistoß in der zweiten Hälfte nicht hinwegtäuschen. Mehr Worte wollen wir zu der „Leistung“ auch gar nicht mehr verlieren. Unter dem Strich war das einfach viel zu wenig. Man kann ein Derby verlieren, aber nicht so! Das sieht glücklicherweise auch Trainer Hollich so und deswegen sind wir uns sicher, dass die derbyunwürdige Leistung mannschaftsintern ordentlich aufgearbeitet wird.

90 Minuten Mittagsschlaf auf dem Betzenberg

Einzig positive Nachricht des gestrigen Tages war, dass zahlreiche Waldhof-Fans der fanunfreundlichen Anstoßzeit trotzten und ihrer Mannschaft auf den Betzenberg folgten. Nach Polizeiangaben waren es 850 Blau-Schwarze, welche sich nicht vom Spielbesuch abhalten ließen. Dass es bei einer Ansetzung am Wochenende oder zumindest am Abend deutlich mehr Unterstützung aus der Quadratestadt gegeben hätte, weiß auch unsere Mannschaft, weshalb sie sich zum Einlauf ganz deutlich für fangerechte Anstoßzeiten positionierte. Die mitgereisten Mannheimer lieferten dann den typischen Waldhof-Support ab: Sehr spielbezogen und an der Mannschaftsleistung bzw. deren Einsatz und Kampf orientiert. Entsprechend der blutleeren Vorstellung der Spieler blieb somit natürlich auch die Stimmung weit unter dem, was in einem Derby eigentlich möglich wäre. Nur der untere Teil des Gästestehplatzblocks war immer mal wieder bemüht, die Mannschaft aus ihrem Mittagsschlaf zu reißen, jedoch ohne Erfolg. Die restlichen Waldhöfer stimmten nur sehr selten in die Schlachtrufe und Gesänge mit ein. Wenn das dann aber mal der Fall war, wurde es kurzzeitig richtig laut.

In der heimischen Fankurve unterstützen einige hundert FCK-Anhänger, der Großteil davon wie gewohnt in schwarz gekleidet (unsere Vereinsfarben scheinen denen einfach besser zu gefallen als ihre eigenen), ihre Mannschaft recht durchgehend. In welcher Lautstärke sie das taten, lässt sich aus dem Gästeblock natürlich nur schwer beurteilen. Es bleibt lediglich festzuhalten, dass es selten so laut war, um auch im Gästebereich vernommen werden zu können. Richtig laut wurde es dann aber bei der Siegesfeier mit ihrer Mannschaft, da ließen sie es verständlicherweise ordentlich krachen. Optisch präsentierten die schwarzen Fans der rot-weißen Mannschaft zu Spielbeginn eine kleine Choreo, mittels derer sie, ähnlich wie die OST umgekehrt im Heimderby 2009, mit deutlichen Worten die Fronten klärten. Dazu gab es eine paar bengalische Fackeln, was wirklich sehenswert war. Einmal mehr wurde somit demonstriert, dass der richtige und verantwortungsvolle Einsatz dieses Stilmittels weder Gewalt ist, noch irgendeinen Zuschauer gefährdet, sondern einfach nur gut aussieht und die Stimmung im wahrsten Sinne des Wortes anheizt. Zur zweiten Halbzeit präsentierte die Karlsberg-Westtribüne dann noch zwei Spruchbänder, von denen das erste der namentlich adressierten Gruppe nur ein müdes Lächeln in Gesicht gezaubert haben dürfte, das zweite jedoch dem Spielausgang entsprechend den Nagel leider auf den Kopf traf.

Auf unserer Seite verzichteten alle Fanclubs an diesem Tag auf optische Aktionen wie Choreos oder Pyrotechnik. Einzig die bereits bekannte „Barackler“ Zaunfahne wurde zum Einlauf der Mannschaften auf dem Zaun hochgehalten. Klischees sollen ja schließlich gepflegt werden. Ansonsten setzte man voll auf die alt bewährte Waldhof-Regel kämpfende Mannschaft = tobender Fanblock und wollte sich ganz aufs Wesentliche, nämlich das Spiel und die akustischen Unterstützung, konzentrieren. Jedoch blieb das Team wie gesagt leider seinen Beitrag zum Gelingen dieses Vorhabens schuldig, weshalb der Tag unterm Strich in allen Belangen enttäuschend war.

Gegen Großaspach am Sonntag muss wieder eine ganz andere Waldhof-Elf auf dem Patz stehen und ein Dreier her, damit wir nicht den Anschluss an die Relegationsplätze verlieren. Die Mannschaft hat auf jeden Fall etwas gut zu machen!

Es geht weiter, immer weiter!

P.S. Zu den unschönen Vorkommnissen rund um das Stadion werden wir zeitnah einen weiteren Text veröffentlichen. Hier gibt es leider noch Einiges aufzuarbeiten, bevor wir uns dazu qualifiziert zu Wort melden können.