Schicksale von Fußball-Legenden

Schicksale von Fußball-Legenden Von Heike Warlich-Zink

AUSSTELLUNG Jüdische Mitspieler prägten Sport / Schau gegen Radikalismus

MANNHEIM – Als Dachverband der Waldhof-Fanclubs spreche man sich ganz klar gegen radikale Tendenzen – ganz gleich von welcher Seite – aus, so Matthias Kneller, Vorsitzender von PRO Waldhof. Da man sich zudem über den Fußball einem historisch bedeutsamen Thema nähern will, zeige man gemeinsam mit dem Stadtarchiv Mannheim im Foyer der Abendakademie die Ausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden. Juden im deutschen Fußball“, so Kneller bei der Auftakt-Podiumsdiskussion zu den Beweggründen. Ursprünglich vom Centrum Judaicum in Berlin in Auftrag gegeben, ist die Dokumentation nun als Wanderausstellung unterwegs und wurde auf Initiative von Dariusz Hafezi von der DoppelPass-Faninitiative nach Mannheim geholt.

Den lokalen Bezug stellen zwei vom Stadtarchiv in Zusammenarbeit mit dem Sporthistoriker Karl-Heinz Schwarz-Pich gestaltete Plakate dar. „Es waren jüdische Fußballer, Funktionäre und Trainer, die Fußball in Deutschland populär machten“, erinnerte Bürgermeister Lothar Quast in Vertretung des Schirmherrn OB Dr. Peter Kurz an Männer wie Walther Bensemann, Begründer der Zeitschrift „kicker“ und gemeinsam mit Gus Manning als Mannheimer Delegierter zur Gründungsversammlung des DFB entsandt.

Die Ausstellung zeichnet zudem das bis dato kaum bekannte Schicksal des Fußballers Edgar Ladenburg nach. Wie auch Otto Idstein begann er in der Schülermannschaft der späteren „Mannheimer Fußballgesellschaft“ – dem ersten Mannheimer Fußballverein – seine sportliche Laufbahn. Ladenburg beging wenige Tage vor der Deportation Selbstmord. Idstein kam in Ausschwitz um. Walther Bensemann, der Sport und Fußball stets als völkerverbindend ansah, emigrierte 1933 in die Schweiz, wo er ein Jahr später starb. Der hoch angesehene Präsident des FC Bayern, Kurt Landauer, wurde 1938 für zwei Monate im Konzentrationslager Dachau interniert und konnte nach seiner Entlassung 1939 in die Schweiz flüchten. Die Karrieren der Spitzenfußballer und Torjäger Julius Hirsch und Gottfried Fuchs vom Karlsruher FV endeten durch die Machtergreifung Hitlers ebenfalls. Während Fuchs über die Schweiz nach Frankreich emigrieren konnte, starb Julius Hirsch in Auschwitz. Die Nationalsozialisten veranlassten, dass jüdische Sportler, Trainer und Funktionäre aus den Vereinen ausgeschlossen wurden. Karrieren wurden vernichtet, Leben zerstört.

Walter Spagerer, 1918 geboren und schon von Kindesbeinen mit dem SV Waldhof vertraut, erinnerte sich bei der Podiumsdiskussion als Zeitzeuge, dass den jungen Fans damals die Tragweite der politischen Entwicklung zunächst gar nicht bewusst gewesen sei. Im „Arbeitersportverein“ habe man sich mehr dafür interessiert, ob jemand „arm oder reich“ gewesen sei. Aufgrund seiner Religion sei niemand ausgeschlossen worden, und es habe beim politisch gesehen links stehenden SVW keinen Antisemitismus gegeben.

© Lampertheimer Zeitung, Freitag, 06.12.2013