Ihr wollt uns nicht haben? Wir kommen trotzdem!

Stellungnahme zum Auswärtsspiel in Kaiserslautern am 06.03.2013

Ihr wollt uns nicht haben? Wir kommen trotzdem!Am 6. März ist es mal wieder soweit. Unser SV Waldhof wird auf dem Betzenberg antreten. Spiele gegen den FCK, das ist hinlänglich bekannt, sind keine normalen Spiele. Seit fast 30 Jahren herrscht eine große Rivalität zwischen den beiden Vereinen und Fanlagern. Selbst wenn es mittlerweile nicht mehr ein Duell auf Augenhöhe zwischen den ersten Mannschaften ist, so hat trotzdem auch die Partie gegen deren Zweitvertretung eine gewisse Brisanz und lässt die Emotionen auf beiden Seiten hochkochen. Das ist gut so! Das ist Fußball, wie wir ihn lieben! In der Vergangenheit wurden Duelle zwischen dem SVW und dem FCK aber leider auch von unschönen Vorkommnissen begleitet, was sowohl unser Verein als auch PRO Waldhof stets verurteilt haben und verurteilen werden. Deshalb sind wir uns selbstverständlich im Klaren darüber, dass dieses Spiel auch für all diejenigen, die für den sicheren Ablauf die Verantwortung tragen, kein normales ist. Gewisse Maßnahmen, wie z.B. eine erhöhte Präsenz und Wachsamkeit von Sicherheitskräften, sind vor dem Hintergrund vergangener Vorfälle sicherlich gerechtfertigt und werden von uns nicht in Frage gestellt. Leider müssen wir jedoch zum wiederholten Male feststellen, dass die im Vorfeld ergriffenen Maßnahmen in keinerlei Verhältnis zum tatsächlichen „Gefährdungspotential“ stehen. Für uns liegt die Grenze zwischen vertretbaren und unvertretbaren Sicherheitsmaßnahmen genau dort, wo sie nicht mehr auf die Verhinderung von tatsächlichem Fehlverhalten von Fans abzielen, sondern pauschal alle Fußballfans als eine Gefährdung ansehen. Diese Grenze wird nun erneut überschritten. Bereits bei unserem letzten Gastspiel in der Westpfalz im Jahr 2010 wurde der gesamte Waldhof-Anhang als eine potentielle Bedrohung dargestellt und durch personalisierte Tickets versucht, möglichst viele Mannheimer von der Fahrt nach Kaiserslautern abzuhalten. Eine angemeldete Demo mit mehreren hundert Teilnehmern vor dem Gästesektor des Fritz-Walter-Stadions durchkreuzte seinerzeit jedoch diesen Plan. Auffällig ist, dass nach unseren Recherchen bis heute nur die Mannheimer Fans in Kaiserslautern mit dieser Maßnahme belegt wurden, obwohl Spiele gegen den SVW gewiss nicht die einzigen sind, die dort als sogenannte Risikospiele gelten. Wir begrüßen zwar ausdrücklich, dass bisher keine zweite Fanszene am Betzenberg mit dieser genauso unnötigen wie datenschutzrechtlich bedenklichen Art des Kartenverkaufs schikaniert wurde, jedoch entlarvt dies die damalige Handhabung als höchst willkürlich.
Auch für uns wird es dieses Mal aller Voraussicht nach keine personalisierten Tickets geben. Man hat wohl verstanden, dass uns das nicht davon abhält anzureisen. Stattdessen wird nun zu anderen Mitteln gegriffen, um möglichst viele Fans am Besuch dieses Spiels zu hindern. Die Terminierung an einem Mittwochmittag um 14 Uhr ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die ihre Mannschaft gerne unterstützen möchten. Das sieht auch unser Verein so und hat deshalb versucht, beim Verband zumindest eine Verlegung in die Abendstunden zu bewirken. Leider ohne Erfolg. Der Druck, den die Polizei/Landesinformationsstelle Sporteinsätze (LIS) auf den Verband ausübt, scheint derart groß zu sein, dass auf die Interessen der Vereine und der Fans keinerlei Rücksicht genommen werden kann. Der fanunfreundliche Termin wird quasi als alternativlos dargestellt. Aber ist er das wirklich? Definitiv Nein, denn bevor man zu einer solch drastischen Maßnahme greift, sollten erst folgende Fragen beantwortet werden:

  • Die erste Mannschaft des FCK bestreitet am Samstag, dem 2. März, ihr Heimspiel gegen den VfL Bochum. Man hätte also die zweite Mannschaft am Sonntag, dem 3. März, an selber Stelle gegen uns spielen lassen können. Bietet ein erst vor wenigen Jahren auf mondernste Standards versetztes WM-Stadion etwa nicht die Infrastruktur, um den sicheren Ablauf eines Regionalligaspiels (!) zu gewährleisten, wo doch Spiele mit einem vielfach höherem Zuschaueraufkommen dort keine Seltenheit sind? Entlarvt das die Terminierung auf einen Wochentag nicht als Farce und pure Schikane?
  • Als wäre das nicht genug, setzt die Anstoßzeit um 14 Uhr dem Ganzen die Krone der Widersprüchlichkeit auf. Oder wie ist es zu erklären, dass andere Spiele am Betzenberg, die ebenfalls als Risikospiele eingestuft werden und zu denen weitaus mehr Heim- wie Gästefans anreisen, gerne auch mal an einem Freitag oder Montag Abend stattfinden? Hier wird doch wohl nicht das Interesse der live übertragenden Fernsehanstalten über das höchste Gebot der Sicherheit gestellt, oder etwa doch?
  • In der zum Ende des letzten Jahres hochgekochten öffentlichen Debatte um eine angeblich ansteigende Gewalt im deutschen Fußball wurde gebetsmühlenartig von allen Seiten wiederholt, dass es sich ja nur um eine ganz kleine Minderheit handle, die zunehmend gewalttätig sei, aber das man sich den Sport von dieser nicht kaputt machen lassen werde. Ist eine Spielansetzung wie diese nicht eine Kapitulation vor genau dieser Minderheit, unter der dann alle zu leiden haben?
  • Nach den erfolgreichen „12:12“ Protesten zahlreicher Fanszenen, deren Hauptkritikpunkt es war, dass bei der Erstellung des neuen Sicherheitskonzepts die Betroffenen selbst nicht mit einbezogen wurden und man daher keine große Akzeptanz seitens der Fans erwarten könne, schallte es von allen Seiten unisono, dass in Zukunft der Dialog auf allen Ebenen gestärkt werden solle. Das steht in einem krassen Widerspruch zu der Art und Weise wie diese Spielansetzung zustande gekommen ist. Weder der Sicherheitsbeauftragte und die Fanbeauftragten des SVW, noch das Fanprojekt und der Fandachverband wurden im Vorfeld der Terminierung kontaktiert, obwohl während der Winterpause ausreichend Zeit hierfür gewesen wäre. Wenn alle Institutionen, die die Fanszene realistisch einschätzen können, ignoriert werden und einzig die Polizei/LIS dem Verband die Vorgaben diktiert, fragen wir uns, ob man diese Vorgehensweise Dialog nennen kann?
  • Nicht zuletzt basiert die präventive Fanarbeit beim SV Waldhof zum Großteil auf ehrenamtlicher Basis. Neben den beiden hauptamtlichen Fanprojekt-Mitarbeitern setzen sich zahlreiche aktive Waldhof-Fans in ihrer Freizeit für eine positive Fankultur ohne Gewalt auf dem Waldhof ein. Die Arbeit dieser Leute wird mit Füßen getreten, wenn man Spiele zu solchen Uhrzeiten ansetzt, dass sie in wirklich brisanten Situationen womöglich beruflich verhindert sind, anstatt am Spielort deeskalierend eingreifen zu können. Ist das der Preis, den die Sicherheitsverantwortlichen bereit zu zahlen sind, um mit völlig unsinnigem Aktionismus die Hardliner in Politik und Polizei ruhig zu stellen?

Solange uns diese Fragen niemand plausibel beantworten kann und solange uns niemand plausibel erklären kann, warum man eine gesamte Anhängerschaft unter den Generalverdacht stellt, sicherheitsbedrohlich zu sein, solange werden wir Spielansetzungen wie die am 6. März nicht als gerechtfertigt akzeptieren! Wie schon vor drei Jahren werden wir versuchen, trotz aller Steine, die uns in den Weg gelegt werden, unsere Mannschaft so zahlreich wie möglich zu unterstützen. Es werden sich sicherlich deutlich weniger Waldhöfer auf den Weg machen als unter „normalen“ Umständen. Aber es werden sich, ebenso wie schon 2010, deutlich zu viele Waldhöfer auf den Weg machen, als dass die Entscheidungsträger von einem Erfolg ihrer Taktik sprechen können. Denn wenn der SV Waldhof spielt, dann sind auch seine Fans dabei, ob ihr das wollt oder nicht!

PRO Waldhof e.V. im Februar 2013

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