Wie aus „Spieler, Fans und der Verein – wir wollen eine Einheit sein!“ das stark belastete Verhältnis zwischen SVW und der organisierten Fanszene wurde

Seit einigen Jahren gilt das Verhältnis zwischen der Geschäftsführung und Teilen der Fanszene als belastet, wobei einige Aktionen in diesem Konflikt bei Außenstehenden für einige Fragezeichen sorgten. Da wir seit jeher ein vertrauensvolles Verhältnis zum SV Waldhof (SVW) anstreben und keine Internas der Öffentlichkeit preisgeben wollten, äußerten wir uns sehr lange nicht öffentlich zu den Hintergründen dieser Entwicklung. Inzwischen haben wir verstanden, dass wir euch bisher zu wenig informiert haben und ihr daher auch gar nicht wissen könnt, worin dieser Konflikt besteht. Wir möchten euch nun über die Hintergründe des Konflikts informieren. Wichtig ist uns zu betonen, dass dies eine seit Jahren andauernde Entwicklung ist und man den komplexen Sachverhalt in seiner ganzen Tiefe nur schwer in einem Text darlegen kann, weshalb verschiedene Themen in diesem Zusammenhang nicht ausgeführt werden können (z.B. das Choreoverbot beim Spiel gegen Halle (vgl. Stellungnahme vom 13.10.2019)). Genauso konnten wir die angesprochenen Themen nicht bis ins kleinste Detail beleuchten, weshalb Verweise auf tiefergehende Ausführungen in der Vergangenheit eingebaut wurden.

Wie aus „Spieler, Fans und der Verein – wir wollen eine Einheit sein!“ das stark belastete Verhältnis zwischen SVW und der organisierten Fanszene wurde

Auch wenn das erste Thema dabei ein Thema ist, welches wir in der Kommunikation nach außen nach über vier Jahren eigentlich nicht mehr aufgreifen möchten, müssen wir uns im Sinne der Transparenz auch zu den Geschehnissen im Nachgang des Relegationsspiels gegen Uerdingen äußern. Als erste Reaktion darauf hat sich PW von den Vorkommnissen distanziert und die Ultras Mannheim 1999 (UM99) umgehend aus dem Fandachverband ausgeschlossen (vgl. Stellungnahme vom 28.05.2018). Erst nach über einem Jahr hat man die UM99 wieder als offiziellen Fanclub aufgenommen, da ein ernsthaftes Interesse an der Aufarbeitung deutlich wurde. Indikatoren hierfür waren insbesondere die Gespräche, die die UM99 mit diversen Fanclubs gesucht haben, das kommentarlose Akzeptieren jeder gruppenbezogenen Strafe (z.B. der Entfernung der Container im Stadion) und die Teilübernahme der DFB-Strafe (18.750€). Darüber hinaus gestanden sich bereits am 31.08.2018 bei einem der Treffen zur Aufarbeitung von Uerdingen GmbH- und Fanvertreter wechselseitig Fehler ein, und die Gesprächsteilnehmer beschlossen, zukünftig an einem Strang zu ziehen (vgl. u.a. die Stellungnahme vom 31.08.2018). Infolgedessen hat man, wie bereits vorher auf Bitten von Markus Kompp vereinbart, weiterhin zu weiteren Schritten der Aufarbeitung geschwiegen, um laufende Verhandlungen mit dem DFB nicht zu beeinflussen – selbst als Markus Kompp beiläufig verbreitet hat, dass er nach dem Spiel bei PW „keinen Ansprechpartner mehr gehabt“ hätte (vgl. DoppelPass on Air, 03.10.2018, t: 27min10), und PW dadurch zu Unrecht zur Zielscheibe der Kritik vieler Fans geworden ist. Daneben wurde anstatt wie beschlossen den Weg der Aufarbeitung gemeinsamen zu gehen, PW von den Gesprächen mit den Sicherheitspartnern entfernt und so der Möglichkeit zur weiteren Unterstützung der Aufarbeitung beraubt. Als Grund hierfür wurde seitens Markus Kompp vorgeschoben, dass von Sicherheitspartnern eine PW-Teilnahme unerwünscht sei. Bei einem Besprechungstermin zwischen den Sicherheitspartnern, der GmbH und PW am 26.06.2019 wurde jedoch klar, dass dies nicht der Wunsch der Sicherheitspartner war.

Jedes Unterstützungsangebot wurde im Nachgang von Uerdingen abgelehnt. Beispielhaft sei hier die Entwicklung des neuen Sicherheitskonzepts genannt. Kündigte Markus Kompp im DoPa-Interview vom 03.10.2018 noch eine Einbeziehung von PW an („[…] PW muss ins Konzept eingebunden werden, da es nur gemeinsam geht.“), war daraufhin keine Rede mehr davon. Stattdessen bekam man das finalisierte Konzept am 14.01.2019 mit den abschließenden Worten „Daher war auch nie eine aktive gemeinsame Ausarbeitung der Konzeption zwischen uns und euch angedacht“ vom damaligen Sicherheitsbeauftragten vorgesetzt (vgl. Stellungnahme vom 25.01.2019). Anstatt also unsere Innensicht und Expertise, welche in der Vergangenheit auch von den Sicherheitspartnern in Anspruch genommen wurde (vgl. Agenda07), mit in das Konzept einfließen zu lassen, hat man lieber die Chance verstreichen lassen, die Fanszene bei zum Teil sicher auch kritischen Themen mit ins Boot zu holen und so für mehr Akzeptanz zu werben. Zusammenfassend wurde innerhalb eines Jahres deutlich, dass eine Zusammenarbeit mit PW nicht erwünscht ist bzw. die Kooperation sich darauf zu beschränken habe, die ohne Rücksprache getroffenen Entscheidungen unkritisch in die Fanszene zu kommunizieren, ganz unabhängig davon, wie weit am Thema vorbei diese sind.

Als Nächstes möchten wir aufgrund der Aktualität erneut auf die Vereinbarung zwischen PW und der GmbH eingehen. Dieser, schon mehrere Jahre bestehende Kooperationsvertrag wurde im Jahr 2019 einseitig von Markus Kompp aufgekündigt. Seitdem verhandelten drei verschiedene PW-Vorstände über vier Jahre hinweg diesen Kooperationsvertrag aus. Wie der Stellungnahme vom 21.07.2022 zu entnehmen ist, blieben hierbei auch verschiedene Mediatoren trotz hohen Engagements erfolglos.

Um ein konkretes Beispiel der Probleme bei den Verhandlungen zu nennen, möchten wir die Thematik rund um die Vergabepraxis von Stadionverboten beschreiben. Hierbei geht es uns als Fandachverband nicht darum, Stadionverbote zu verhindern, auch wenn wir diesen grundsätzlich sehr kritisch gegenüberstehen. Vielmehr geht es darum, einen geordneten und fairen Prozess zu definieren. Da ein Stadionverbot bereits bei der Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens ausgesprochen werden kann, ist uns hier im Sinne der Unschuldsvermutung z.B. ein Anhörungsrecht vor der Vergabe wichtig. So wurde in Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt und orientiert an der DFB-Richtlinie zur Vergabe von Stadionverboten von uns ein Konzept ausgearbeitet, das ein Anhörungsrecht und den Einbezug einer Stadionverbotskommission mit Beteiligung des Fanprojekts beinhaltet. Dieses Konzept wurde seitens Markus Kompp mit der Begründung abgelehnt, dass die DFB-Richtlinie dies nicht zulasse. Da solche Konzepte bereits bei anderen Profivereinen bestehen, wurde unsererseits Kontakt zur „Expertengruppe Stadionverbot“ des DFB aufgenommen, um unser Konzept bewerten zu lassen. Als Ergebnis wurde das Konzept als zulässig bewertet und erst nach dieser Bestätigung begründete Markus Kompp die ablehnende Haltung mit der Wahrheit, dass er das so nicht wolle. Ein Angebot der Expertengruppe, an den Verhandlungen teilzunehmen und für Rückfragen zur Verfügung zu stehen, blieb von der GmbH unbeantwortet.

Der letztendlich ausschlaggebende Grund für die Beendigung der Verhandlungen zur Vereinbarung war, wie bereits erwähnt, die im Oktober 2021 erhaltene, gegen Absprachen veränderte, neue Version der Vereinbarung. Obwohl aus unserer Sicht die rote Linie hier bereits (erneut) überschritten war, wurde das Thema bei einem Treffen mit unserem Fanbeauftragten erneut thematisiert. Dieser betonte, dass die Änderungen rein formeller Art seien, woraufhin wir in einer E-Mail sieben nachträgliche Eingriffe aufgeführt haben, die unserer Meinung nach mehr als nur formelle Änderungen darstellen. So wurde z.B. der Prozess zur Vergabe von Tickets bei Spielen mit Vollauslastung kommentarlos auf einen älteren Stand zurückgesetzt. Selbst vermeintliche Lappalien wie das Bestehen auf ein Zitatrecht unsererseits bei gemeinsamen Pressemitteilungen wurden seitens der Geschäftsführung in der letzten Fassung wieder entfernt. Diese E-Mail ist bis heute unbeantwortet.

In all den Gesprächen, die in diesen vier Jahren stattfanden, wurde mehrfach deutlich, dass man das Potential eines vertrauensvollen Verhältnisses mit der eigenen Fanszene nicht zu sehen scheint. Die Fanszene soll mit Regeln und Verboten kontrolliert werden, anstatt sich über die Probleme auszutauschen und gemeinsame Lösungswege zu finden. Zu Zeiten eines besseren Verhältnisses hat unsere gesamte Fanszene gezeigt, was sie zu leisten im Stande ist. Beispielhaft seien hier das Alsenwegprojekt, die „Saufen für …“-Aktionen oder auch die Kompensation bezüglich der Position zur Eingliederung der chinesischen U23 in die Regionalliga Südwest genannt. Wertschätzung lässt sich nicht einfordern. Aber sie lässt sich immer erkennen. Hinweise auf die aktuelle Wertschätzung der aktiven Fanszene durch die GmbH sehen wir zum Beispiel in Form von einem Preisaufschlag für Auswärtstickets oder dem stetig anwachsenden Preisunterschied zwischen den Stehplätzen auf der Otto-Siffling-Tribüne und den Stehplätzen in den Eckblöcken. Durch diese Preisunterschiede drohen zukünftig noch mehr jüngere und/oder nicht allzu zahlungskräftige Fans den Anschluss an eine vereinte Fankurve zu verlieren (vgl. Stellungnahme zum Dauerkartenverkauf 2019/2020). Darüber hinaus bekommt man Fragen gestellt, was PW denn eigentliche mache oder warum man nicht mal den Alsenweg kehre. Dieser Form der Wertschätzung setzte die Aussage „Wir brauchen die nicht!“ unseres Geschäftsführers zu Präsidiumsmitgliedern die Krone auf. Anstatt also gemeinsam an einem Strang zu ziehen, besteht eine Erwartungshaltung von oben herab, dass die eigenen Fans jedwede Entscheidung mitzutragen haben. Völlig außer Acht gelassen bleibt, dass eine Fanszene durch Einbezug und in transparentem Dialog sicher einfacher abzuholen wäre als per stumpfer Mitteilung von Ergebnissen oder Aufforderungen. Ebenfalls außerhalb der Vorstellungskraft der Verantwortlichen scheint zu sein, dass der Einfluss eines Fandachverbandes auf die angeschlossenen Gruppen nicht uneingeschränkt ist. Genauso wenig wie ein Verein erfolgreich von oben herab mit der Fanszene kommunizieren kann, kann das ein Fandachverband mit den angeschlossenen Fanclubs – erst Recht nicht bei steigendem Unmut (selbst wenn wir sicher nicht mit allem einverstanden sind, was von der Tribüne bzw. aus den Fanclubs kommt). (Siehe dazu die Ausführungen unseres damaligen Vorstands bereits 2019 bei der Mitgliederversammlung: Dokumentation der Rede vom 25.11.2019.) Grundsätzlich lässt sich hier festhalten, dass eine Fanszene, welche sich nicht entfremdet fühlt, sicher mehr bewegen kann. Im Gesamten verfestigt sich leider der Eindruck, dass man auf der OST als Stimmungsdienstleister willkommen ist, mehr jedoch nicht. Wir alle haben weiterhin Bock auf erfolgreichen Fußball, dennoch sollten wir alle als Anhänger eines Vereins mit einer Vergangenheit wie unserer die Entscheidungen der Verantwortlichen stets kritisch begleiten, um erneute Abstürze wie in der Vergangenheit zu verhindern. Dass ein Zusammenarbeiten und ein konstruktiver Dialog auch im Profifußball möglich ist, zeigen andere Standorte in Deutschland Woche für Woche.

Haltet euren Club in Ehren, dass er blühet fort!