Mannheimer Hilfsprojekt:
Die Organisation „Spine Alliance“ mit Sitz in Mannheim engagiert sich unter anderem für „Afrikas vergessene Fußballer“ / Auch Waldhof-Fans spenden
Mannheim. Es sind Bilder, die nachdenklich stimmen. Junge Männer spielen im tiefen Sandstrand von Freetown Fußball. Nichts Ungewöhnliches mag man denken. Doch die Männer, die da in der Hauptstadt des westafrikanischen Küstenstaates Sierra Leone bolzen, teilen ein Schicksal. Sie alle sind Opfer eines schrecklichen, fast zehnjährigen Bürgerkriegs. Ihnen fehlen Unterschenkel oder ein ganzes Bein. An Krücken stützen sie sich ab, um dem runden Leder hinterherzutoben. Sie fühlen sich wie Messi oder Ronaldo. Der Spaß ist ihnen anzusehen. Jedes Tor wird umjubelt wie eines von Müller, Götze, Robben und Kollegen. Doch die Realität unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein sieht weit düsterer aus.
Medizinische Hilfe, soziale Dienste
Die in Mannheim 2008 gegründete Hilfsorganisation „Spine Alliance“ versucht seit 2012, den Betroffenen zu helfen. „Afrikas vergessene Fußballer“ heißt das Projekt, für das der gemeinnützige Verein sammelt, um diesen Menschen medizinische wie soziale Hilfe leisten zu können. „Es geht um Mittel für Implantate, Operationsbestecke, Aufbau einer Infrastruktur und die Ausbildung junger Ärzte vor Ort. Den Fußballern wurde von brutalen Rebellen das Leben zerstört. Sie sind nicht nur behindert. Sie sind obdachlos, haben weder Bildung noch Arbeit. Sie haben nichts. Jeder Tag ist für sie ein neuer Kampf. Vor allem ums Essen“, berichtet Markus Sprengler.
Der frühere Rock- und Pop-Beauftragte der Stadt Mannheim, der wesentlich in den Aufbau der Popakademie integriert war, ist Generalsekretär des aus 30 Mitgliedern – darunter viele Ärzte – bestehenden Vereins. Zusammen mit dem Vorsitzenden Eric Schaber gründete er das Projekt am Rande einer Reise in das zu den ärmsten der Welt zählenden Landes mit seinen 5,6 Millionen Einwohnern.
„Ich bin am Strand entlanggelaufen und habe die Jungs spielen sehen. Alles war irgendwie ein Zufall. Inzwischen kenne ich alle 40 Jungs persönlich“, schildert Sprengler den Moment, in dem ihm bewusst wurde: „Da ist Hilfe vonnöten.“ Vor allem humanitäre Hilfe sei ihm und seinen Mitstreitern wichtig gewesen. Zudem in einem Land, „in dem die pure Armut, das Grauen, offensichtlich sind“ (Sprengler).
Weiter erklärt er: „Fußball ist für diese Menschen nur ein Ventil. Letztlich sind alle in großer menschlicher Not. Deshalb ist mein größter Wunsch für 2015, dass wir diesen behinderten Menschen zunächst eine feste Bleibe, ein eigenes Dach über dem Kopf, errichten können. In Sierra Leone ließe sich das mit rund 25 000 Euro umsetzen.“
Ebola ein großes Hemmnis
Auch in anderen afrikanischen Ländern wie Sambia, Ghana oder der Elfenbeinküste leistet „Spine Alliance“ wertvolle medizinische Hilfe. Sprengler: „Wir sind eine Art kleines ‚Ärzte ohne Grenzen‘. Wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten umzusetzen, was umzusetzen ist. Schritt für Schritt. Die Ärzte zahlen ihre Flüge gegen eine Spendenbescheinigung selbst. Aber immerhin: Wir konnten bereits damit beginnen, erste Strukturen aufzubauen“, berichtet Sprengler. So sei es unter anderem gelungen, einen Vertrauensmann vor Ort in diese wertvolle Arbeit einzubinden. „In einem Land, in dem auch Korruption auf der Tagesordnung steht, ist dies unbedingt wichtig. Unsere Spendengelder kommen dort an, wo sie hin sollen.“
Ein großes Problem für die Hilfsorganisation ist das Ebolavirus. Im Augenblick besteht keine Möglichkeit, nach Sierra Leone einzureisen, da es wegen der tödlichen Infektionsgefahr abgeschottet ist. „Da blutet einem das Herz, wenn man nicht vor Ort sein und helfen kann“, weiß der 49-jährige Sprengler, der seit über 30 Jahren in Mannheim wohnt. „Ich habe zu dieser Stadt eine besondere Beziehung aufgebaut.“ Das war mit ein Grund dafür, dass er für „Afrikas vergessene Fußballer“ jüngst auch Unterstützung aus Reihen des SV Waldhof und dessen Fan-Dachverband PRO Waldhof erhielt.
Am Rande des letzten Regionalliga-Heimspiels gegen Elversberg haben die Anhänger am Carl-Benz-Stadion rund 500,- Euro gesammelt: „Den Betrag werden wir wohl noch aufstocken“, berichtet Dariusch Hafezi, der zudem betont: „Verein und PRO Waldhof geht es um Nachhaltigkeit. Deshalb haben wir nach gemeinsamen Gesprächen entschieden, hier auch künftig zu helfen und wieder zu sammeln. So leisten wir auch im Ausland einen sozialen Beitrag, wie zuletzt in Mannheim, als wir uns in die Vesperkirche eingebracht haben. Das ergänzt sich gut. Natürlich haben wir nur recht bescheidene finanzielle Möglichkeiten. Aber wir versuchen, was geht.“
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 24.12.2014
Spine Alliance
Die Hilfsorganisation Spine Alliance wurde 2008 gegründet und hat ihren Sitz in Mannheim. Gründer waren Eric Schaber und Markus Sprengler. Auch zahlreiche Ärzte aus der Region gehören dem Verein an.
Neben humanitärer Hilfe in Sambia, Ghana und Elfenbeinküste unterstützt sie mit „Afrikas vergessene Fußballer“ seit 2012 40 junge, behinderte Menschen in Sierra Leone.
Wer helfen will, kann spenden. Unter der Bankverbindung:
Spine Alliance e.V.; IBAN: DE65 6619 000 000 509187 00, BIC: GENODE61KA1. Verwendungszweck: „Afrikas vergessene Fußballer“. (Spendenbescheinigung kann ausgestellt werden).
Informationen und Kontakt:
Spine Alliance e.V. – Afrikas vergessene Fußballer, Tannhäuserring 66a, 68199 Mannheim, Telefon 0621/ 43739653, Homepage: www.spine-alliance.org, E-Mail: info@spine-alliance.com